inkommodieren

Inkommodieren: Dieses Wort der auserlesenen Höflichkeit ist noch nicht ganz ausgestorben – wohl aber notleidend, so selten wird es (meines Wissens) heute gebraucht, auch wenn es vielen Menschen des deutschen Sprachraums noch bekannt sein dürfte.

Nein, es heißt nicht etwa „sich aus Versehen in eine Kommode einschließen“. Nun gut, da müsste die Kommode schon groß sein. Vielmehr steht dieser bildungssprachliche, aus dem Französisch (bzw. Latein) kommende Ausdruck für „sich oder jemand anderem Umstände machen, Ungelegenheiten bereiten“. Wie zum Beispiel in „Dürfte ich Sie kurz mit einer Frage inkommodieren?“ Man kann es auch reflexiv gebrauchen, zum Beispiel in: „Bitte inkommodieren Sie sich nicht meinetwegen!“ Zwar ist „Bitte machen Sie sich meinetwegen keine Umstände“ auch recht nett, entbehrt aber des gewissen sprachlichen Schliffs und der Entschlossenheit des Ausdrucks, welche „inkommodieren“ mit sich bringt. Ja, die Person, die solches sagt, meint es ernst, will man meinen.

Noch weniger gebräuchlich heute: Inkommodität, also die „Unbequemlichkeit, Lästigkeit einer Sache“ (Duden, 1989).

Ebenfalls verwandt: kommod, was so viel bedeutet wie „angemessen, zweckmäßig, bequem“. Am häufigsten habe ich das vor einer Weile noch in Österreich gehört. Ja, die Österreicher. Ob sie zu Corona-Zeiten noch „Küss die Hand“ sagen? Mmh. Aber das war ja in den meisten Fällen sowieso nur im Bilde gesprochen. Zu lange war ich nicht mehr da. Wie gern säße ich jetzt in einem Wiener Kaffeehaus und hörte mich sagen: „Ein Soda-Zitron käme mir ganz kommod. Und bitte geben Sie mir noch einen Maria Theresia dazu!“

Analog zu Inkommodität gibt es auch die Kommodität: im Sinne von Bequemlichkeit.

Die Kommode – nun doch das Möbelstück – so belehrt mich mein treuer Duden von 1989, ist eine substantivierte Form von kommod und bedeutet daher eigentlich so viel wie: „bequem(e Truhe)“. Wie ein Möbelstück bequem sein kann, außer wenn es sich um ein Sitz- oder Schlafmöbel handelt, will sich mir noch nicht so ganz erschließen. Vielleicht besteht die Bequemlichkeit in den Schubladen, die einen schnellen Zugriff auf die darin befindlichen Dinge ermöglichen (was voraussetzt, dass diese auch tatsächlich und halbwegs geordnet darin liegen).

Vor einiger Zeit habe ich mir spontan eine historisch aufgearbeitete Kommode gekauft. Sie sieht schön aus. Leider musste ich zuhause feststellen, dass einige Schubladen dann doch nicht mehr so reibungsfrei aufgehen. Auf Dauer ist das kann doch nicht so kommod wie ich erst dachte. Aber das lässt sich ja ändern.

Ein Kömmödchen mit niedlichen Schublädchen – Beispielbild.
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