Letztens erzählte mir eine Freundin, dass sie als Kind gern stundenlang ins Kursbuch der Deutschen Reichsbahn schaute und sich dabei vorstellte, wie die Orte aussehen mochten, die auf den verschiedenen Seiten angegeben waren. Wie gut ich sie verstand! Denn auch ich bin noch vertraut mit den alten Fahrplanbüchern – den Kursbüchern sowie den kleineren Taschenfahrplänen der Deutschen Reichsbahn (in der BRD gab es auch Kursbücher, aber die hatten wir nicht zuhause). Schwarz auf weiß standen da die Verbindungen auf gedruckten Seiten. Dazu gehörten die Streckenpläne, auf denen man die einzelnen Zugverbindungsstrecken nachvollziehen konnte. Ganz offline. Jährlich neu. Heute ist das eher etwas für Liebhaber und Liebhaberinnen. Aber davon hat die Bahn trotz vielen Murrens viele, zum Glück!
Anders als das (immer schmaler werdende) Telefonbuch, meinte ich, das Kursbuch habe wohl schon längst den Anschluss an die immer digitaler agierende Kundschaft verloren. Aber weit gefehlt: Hurrah!! Es ist noch da! Wie ich jüngst herausfand, stellt die Deutsche Bahn noch heute ein elektronisches Kursbuch zur Verfügung.
Darin enthalten sind:
- eine Kursbuchtabellensuche,
- eine interaktive Streckenkarte,
- eine interaktive Verbundkarte,
- Tabellenübersichten sowie
- eine Anleitung Lesen der Kursbücher!
Man kann sogar nach Kursbuchstreckennummern suchen!
Auch regionale Ansprechpartner sind genannt. Ein Fest! Für mich klingt das sehr nach Barrierefreiheit der kognitiven Art für Menschen, die es lieben, wie früher nach Zügen zu suchen. Und das ist gut! Vor einigen Jahren gestand mir übrigens jemand, der 1987 geboren war, dass er die gelben, gedruckten Zugfahrpläne in Bahnhöfen gar nicht korrekt lesen könne, was ich sehr bedauerte. Und für Angehörige einer noch jüngeren Generation, die derzeit die analoge Welt erst mit großer Freude und einer gewisser Aufregung für sich entdeckt, kann das Kursbuch eine schöne Sache sein. Und vermutlich nutzen bereits Viele schon die ganze Zeit diese Möglichkeit.
Warum habe ich nur nicht früher danach gesucht? Zugegeben: Die Verbindungssuche in der App und auf der Website ist schon bequem. Ja, bequem – das Zauberwort für viele Veränderungen.
Wenn mich wieder einmal jemand fragt, wann ich denn an einem bestimmten Ort ankommen werde, kann ich endlich wieder sagen: “Da muss ich mal im Kursbuch nachschauen.” Ob der Zug dann auch pünktlich ist, muss mir dann aber die App verraten.